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Folge 7: Interview mit Arend Iven

Heute gibt es bei OMReport.de das Interview mit Arend Iven (ehemals LBi Iven & Hillman) von Berlin Venture Partners.

Im Post findet ihr die Transkription des Interview. Weiterhin könnt ihr das Interview auch downloaden, oder bei Youtube hören. Viel Spass.

Alpar: So, heute der OM-Report mit Arend. Arend, wie möchtest du, dass man dein Nachnamen ordentlich ausspricht. Englisch oder deutsch? Also Iven oder Iven? Was ist denn richtig?

Iven: Iven ist richtig. Also ganz normal, so, wie man es im Deutschen sprechen würde.

Alpar: Okay, du bist ja berühmt berüchtigt aus dem Erfolgsduo der Agentur Iven Hillman, jetzt LBI. Deine bessere Hälfte, die ist nicht mehr an Bord?

Iven: Ja, Ron ist seit 2 Monaten nicht mehr Geschäftsführer bei Iven & Hillmann. Wir haben ja auch vor 2 Monaten das Ganze in LBI integriert. Das heißt, Iven & Hillmann als Firma gibt es eigentlich nicht mehr und Ron ist aber weiterhin als Berater für LBI tätig.

Alpar: Okay. Und der Podcast, bis der rauskommt, das dauert bestimmt zwei, drei Monate, so, wie ich ein mich einschätze von der Fortschrittsgeschwindigkeit her. Das heißt, bis dahin, glaube ich, wirst du auch nicht wird mehr so richtig da sein?

Iven: Genau. Also ich habe jetzt auch vor, mich zurückzuziehen Ende dieses Monats. Also wenn du diesen Podcast ausstrahlst, wahrscheinlich vor 2 Monaten. Ja, und ich werde mich jetzt erstmal so ein bisschen ins Private zurückziehen und ein bisschen Urlaub machen, bisschen Sport und danach mal schauen, was als Nächstes ansteht.

Alpar: Okay, wie kommt das? Ist die Luft raus? Ist das ein Burn-Out-Syndrom?

Iven: Nein, Burn-Out nicht. Das ist einfach, wir haben dreieinhalb Jahre gebraucht, die Firma aufzubauen und zu verkaufen. Und seitdem bin ich dreieinhalb Jahre dabei geblieben und ich glaube, jetzt ist einfach ein guter Zeitpunkt, gerade auch mit der Fusion, denke ich, läuft jetzt auch alles ohne mich, ist eigentlich ein guter Zeitpunkt, ja, mal zu schauen und was Neues zu finden.

Alpar: Oder Angst, dass man nicht quasi einmal ein One Hit Wonder ist und kein Serial Entrepreneur Ist das vielleicht auch so ein Grund?

Iven: Nein, also ich hatte eigentlich nie vor serial entrepreneur zu sein oder mir geht es gar nicht drum, Erfolge zu zählen. Ja, wir haben auch noch die andere Firma, Berlin Venture Partners , wo wir in Start-ups investieren und wenn ich da jeden erfolgreichen Exit als Erfolg zähle, dann sind da ja schon einige zusammengekommen.

Alpar: Na ja, Entrepreneur heißt ja, ja irgendwie selber machen. Irgendwie quasi mitfinanzieren und mit selber machen ist ja schon mal bisschen was anderes?

Iven: Ja, genau. Ich denke das ist relativ, die Linien verlaufen da nicht so scharf. Also wenn du zu fünft was gründest, dann mit 20 % Share am Anfang ist auch was anderes, als wenn du alleine was gründest. Also, da gibt es schon fließende Linien, denke ich.

Alpar: Warum gründet man überhaupt eine Agentur? Das scheint ja so total unsexy, weil, da gibt es jetzt keine gigantischen Multiples , wie, wenn man irgendwie das nächste Risikokapital finanzierte Ding hoch dreht. Warum macht man denn so was?

Iven: Also wir hatten auch nie vor, die Agentur zu gründen, um sie zu verkaufen, sondern wir wollten einfach das machen, was wir konnten und was wir können, das ist Online-Marketing. Wir haben das bei Immobilien-Scout erfolgreich aufgebaut und haben uns gedacht, das können wir auch für andere Firmen tun und das haben wir dann gemacht. Dass das dann zu einem Exit kam, das war auch ein bisschen der Zeit geschuldet. 2007/2008 war, also insbesondere 2007 einfach auch ein gutes Umfeld für Exits und dann kamen dann tatsächlich Kaufinteressierte an uns ran und dann haben wir halt nachgedacht, ob wir das machen wollen, und haben uns dafür entschieden.

Alpar: Okay. Und warum dann deine Start-up Nähe ? Du bist ja irgendwie, quasi, du hast selbst schon mal in Start-ups direkt investiert. Dann habt ihr ein Investment-Vehikel, also so eine Art kleinen Private Equity Fond oder nennen wir es institutionalisierten Business Angels plus, ich glaube du bist im TEV Fond investiert, warum denn diese Nähe, zu diesen Start-up-Geschäft, wenn du da quasi selber nie ein Auge drauf geworfen hast? Also lieber auf andere Pferde wetten, aber selber nicht auf ein Pferd sitzen?

Iven: Doch, doch. Also da ich ja auf dem Pferd saß, als ich die ersten Investments gemacht habe und bis heute auch drauf sitze, glaube ich, schon ganz gut beurteilen zu können, welche Start-ups Erfolg versprechen und welche nicht?

Alpar: Warum denn? Eine Agentur ist doch ganz anders als ein Start-up, das hatten wir doch gerade?

Iven: Ja, als Agentur ist es natürlich, die Kunden, die du betreust, das sind ja im Prinzip auch, zwar etwas weiterentwickelte, das sind ganz unterschiedliche Branchen, unterschiedliche Produkte, die wir da verkaufen und ich denke wir haben im Laufe der letzten sieben Jahre bestimmt für knapp 100 Firmen Online-Marketing verbessert und aufgebaut zum Teil. (Alpar: Okay.) Aus der Perspektive, glaube ich, schon sagen zu können, wir haben eben auch Unternehmen kommen und gehen sehen. Also wenn ich dran denke, wir haben mal Arena als Kunden gehabt.

Alpar: Was war das denn noch mal?

Iven: Da gab es mal Fußball zu sehen im Pay-TV (lacht). Das war ein super Hype und es war dann aber auch ein paar Jahre später einfach nicht mehr da. Und nachhaltiges Business ist zu erkennen, glaube ich, da lernt man im Agentur-Geschäft schon eine Menge drüber.

Alpar: Okay. Trotzdem, wenn du jetzt in Start-ups investierst, investierst du denn quasi in die Geschäftsmodelle? Also, weil du sagst jetzt, Arena, hättest du da frühzeitig gerochen, das wird schwierig? Oder die Person?

Iven: Ja, also um auf diese Start-ups konkret zu kommen. Es sind eigentlich zwei Dinge, das ist auch das, was dir eigentlich jeder sagt. Das ist einmal, das ist die Person. Wenn die Personen nicht gut sind, dann würde ich auf keinen Fall investieren. Mindestens genauso wichtig das Geschäftsmodell. Wenn das nicht gut ist, können die besten Personen das nicht machen. Wir müssen es dann irgendwann drehen. Dann kannst du gleich in ein gutes Geschäftsmodell investieren. Also Team und Geschäftsmodell, das muss zusammenpassen. Auch vielleicht von den Fähigkeiten innerhalb des Gründer-Teams, aber auch mit dem Produkt dann und der Begeisterung der Firma.

Alpar: Okay, diese Agenturwelt, die stelle ich mir immer so vor, da gibt es denn so ganz schleimige Kontakte, die haben ordentlich Gel und Pomade im Haar und die gehen immer golfen mit dem Kunden und die kennen sich schon seit zehn Jahren von früher, von der Privatschule und der ist jetzt im Konzern-Vorstand. Ich meine, du siehst ja jetzt irgendwie relativ entspannt angezogen aus. Ron ist jetzt auch nicht immer total schick, wobei ich weiß von euch beiden, ihr könnt es, wenn es sein muss. Wie ist das denn, kann man überhaupt mit ohne graue Haare da anstinken in der großen Spielwelt der Agenturbranchen?

Iven: Also wir haben ja angefangen 2004, da war dieses Online-Marketing noch nicht traditionelles Agentur-Geschäft. Damals war das halt noch sehr exotisch und die klassischen Werbeagenturen haben das nicht angeboten oder nur sehr schlecht angeboten, insofern, wir wussten gar nicht, wie eine Werbeagentur funktioniert und dass man da irgendwie Golf spielen muss, Gel in den Haaren haben, usw., war auch nicht so. Aber vielleicht in der klassischen Werbung, ja.

Alpar: Vielleicht sind auch meine Vorurteile so schlimm und die stimmen gar nicht.

Iven: Also wir haben es ohne Gel und ohne Golf geschafft.

Alpar: Aber du spielst doch jetzt Golf? Ist das deswegen?

Iven: Aber nicht mit Kunden (lacht). Aber, ja, das Ding ist halt, es hat sich ein bisschen mehr als normale Disziplin gestaltet. Das heißt, wir sehen uns halt Online-Marketing auch mehr in der klassischen Werbewelt. Das wird halt alles mehr so, wie man sich das vielleicht klassisch vorstellt. Obwohl es noch nicht da angekommen ist. Ja, aber

Alpar: Aber, meinst du jetzt mit Online-Marketing quasi eher, sage ich mal, dieser Banner-Display-TKP-Welt, oder meinst du schon wirklich Performance-Marketing?

Iven: Nein, also wenn ich Online-Marketing sage, meine ich eigentlich immer Performance-Marketing. Weil, das ist aus meiner Sicht das Marketing, was wirklich, wo das Geld, das eingesetzt wird, am besten konvertiert im Erfolg des Unternehmens.

Alpar: Und schaffen denn wirklich Werbeagenturen klassische, die kennen ja eigentlich so die Performance-Marketing-Denke. Das ist ja mehr so eine Vertriebs-Denke, die denken ja gar nicht in diesen Dimensionen? (Iven: Genau.) Wie clashen denn diese Welten zusammen? Ich meine du kannst ja jetzt quasi fast befreit über das Thema reden. Wie schaffen sie es, in diese Welt überhaupt zu integrieren?

Iven: Ja, also im Moment ist es so, das sind tatsächlich zwei unterschiedliche Denkmodelle und deswegen können klassische Werbeagenturen, da rede ich jetzt wirklich von diesen großen klassischen Offline-Werbeagenturen, können das nicht leisten. Versuchen Leute im digitalen Bereich zu akquirieren.

Alpar: Die nennen das auch schon digital, die nennen das nicht Online oder Internet, das heißt digital.

Iven: Aber wenn die von digital reden, dann denken die erstmal nur dran, ein Shop oder eine Internet-Seite herzustellen. Zu designen und dann vielleicht mit Bannerwerbung zu bewerben, aber die sind immer noch nicht da, wo wir 2004 schon waren und da werden sie auch noch ein paar Jahre brauchen, bis sie dahin kommen.

Alpar: Aber es gibt ja jetzt einige Agenturen auch, ein bisschen größere auch als ihr, die auch von großen Netzwerk akquiriert wurden, die kriegen auch wirklich Kunden rüber geschoben, wo ich denke, wow! Mensch, so Iven Hillman, die hatte ja ja solche Agentur-Kunden, manchmal vielleicht, aber die richtig großen Kunden kommen nicht. Irgendwie, weil du vielleicht auch kein Gel und Golf mit Kunden und so?

Iven: Nein, nein, das liegt aber, das sind auch so, die beiden Welten passen auch nicht so richtig zusammen, deswegen kaufen jetzt die großen Netzwerke sich die passenden Agenturen mit rein ins Netzwerk. Das sind dann immer noch Einheiten, die einzeln dastehen. Das kann dann auch funktionieren, das sieht man ja, bei der einen oder anderen Firma scheint das ganz gut zu funktionieren. Trotzdem sind die Kontakte halt immer unterschiedlich, die Ausrichtungen sind unterschiedlich, klassische Werbeagentur-Kunden wissen auch noch nicht so richtig, was Performance-Marketing ist. Die fragen auch nicht so richtig danach und das fängt jetzt so langsam an. Die wollen dann lieber ihre TV-Kampagne noch begleitet von einem Banner Flight Online haben, was aber auch noch nicht so richtig unser Geschäftsmodell ist und war. Performance-Marketing ist tatsächlich eher Online-Vertrieb, als das es was mit

Alpar: Das ist dann vielleicht ein Fehler in der Benennung von Anfang an?

Iven: Nein, das ist eine Definitionssache und ich denke auch es kommt drauf an, wer dieses Wort gebraucht. Wenn du das Wort hörst in der klassischen Werbeagentur, dann meint der wahrscheinlich was anderes damit, als wenn du das im Performance-Marketing-Umfeld hörst.

Alpar: Okay, und meinst du, das war sich irgendwann zusammenführen und woher und wie?

Iven: Das muss zusammen kommen, eigentlich ist das eine Welt. Das ist eine, ja, Marketing gehört schon Offline, Inline zusammen. Digital und nicht digital. Also insofern, der Weg ist noch ein langer, aber ich denke schon, dass es irgendwann auch integrierte Kampagnen über alle Kanäle geben wird.

Alpar: Wäre dann nicht deine Sorge, oder zumindest könnte es ja die Sorge eines wirklichen Werbeagentur-Fritzen sein das, wenn er halt einmal der Kunde Performance-Marketing sieht und versteht, dass er denn Panik kriegt, jemals wieder einen Banner vielleicht zu machen und dann irgendwie denkt, oh Gott! Was soll das mit dem TV?

Iven: Also bei uns ist es tatsächlich so, dass wir Kunden haben, die dann gerade so Mitte des letzten Jahrzehnts dann Gelder von klassischem Marketing, sei es Fernsehen, sei es Banner-Kampagnen in Performance-Marketing Online gestiftet haben. Eigentlich sind die dann so erfolgreich geworden, dass sie so viel Geld zur Verfügung haben inzwischen, dass das gar nicht mehr über Performance-Marketing sinnvoll ausgegeben werden kann. Und bei diesen Kunden sehe ich jetzt auch schon wieder, da überlegt man sich dann auch, okay, wir kriegen dieses Jahr nur 10 Millionen Online sinnvoll ausgegeben. Was machen wir mit den anderen 10 Millionen Marketing-Budget? Und die machen tatsächlich jetzt auch wieder Fernsehwerbung und stärken auch diese Marke oder erweitern die Marke, was durchaus auch Sinn machen kann, wenn man neue Geschäftsfelder erschließen möchte.

Alpar: Okay. Und wir stehen ja in einer Position, wo man wunderschön in die Weite blicken kann. Was wird es denn für dich in der Zukunft sein? Also kommt da die nächste Agentur, weil, man hat ja noch die ganzen alten Kontakte. Ist das irgendwie so eine grundsätzliche Paranoia, die nicht auch Käufer von Agenturen haben müssen, dass der Geschäftsführer dann, Mensch, kaum ist er zwei Wochen raus, macht er die nächste Agentur auf? Oder irgendwie macht einen schönen Lead-Gen Deal mit einer befreundeten Agentur und hat denn noch mal eine ewige Rente da raus?

Iven: Also aus meiner Sicht kann ich nur sagen, ich habe nicht vor, noch mal eine Agentur zu gründen, sei es in welchem Bereich, einfach aus dem Grund, das habe ich jetzt sieben Jahre lang gemacht. Wir haben, denke ich, alles erreicht, was man in dem Bereich erreichen konnte, zumindest mehr als

Alpar: Wie viel Mitarbeiter waren es am Ende?

Iven: Also wir haben 35 Leute jetzt gerade in Berlin.

Alpar: Fest angestellt?

Iven: Fest angestellt und wir haben zu einer guten Zeit verkauft, wir haben einen guten Preis dafür bekommen. Wir waren sehr erfolgreich, wir haben sehr lange mit, wir arbeiten immer noch mit den Kunden zusammen, mit denen wir vor sieben Jahren zusammengearbeitet haben.

Alpar: Hast du Angst um die Kunden? Ich meine du hast ja da, wenn du mit denen schon so ewig zusammenarbeitest, das ist ja irgendwie eine Verantwortung und eine Beziehung zu denen. Hast du schiss, dass da irgendwas nicht mehr klappt, wenn du nicht mehr selber da den Leuten auf die Füße trittst?

Iven: Ja, das Schöne ist halt, dass ich nicht, wie du gerade skizziert hast irgendwie so vorher noch verkaufe, irgendwie von Board gegangen bin, sondern, dass ich jetzt dreieinhalb Jahre zusammen mit Ron daran gearbeitet habe, dass diese Kunden auch zufrieden sein können, mit der Agentur, wenn wir nicht mehr da sind. Und da wir beide keine Agentur gründen wollen, haben wir auch überhaupt kein Interesse da dran, diese Kunden von der bestehenden Agentur wegzulocken, sondern wir haben eine Verantwortung unseren Mitarbeitern gegenüber, unseren Kunden gegenüber und wollen, dass das auch ohne uns gut funktioniert. Und zum Beispiel in dieser Woche mache ich gerade zum ersten Mal so eine Art Abschiedstour bei den größten Kunden und

Alpar: See next year?

Iven: Ja (lacht). Also gestern hat mir einer ein schönes Leben gewünscht (lacht). Da meinte er (lacht). Aber, klar, da sieht man natürlich schon, dass die Wege sich in gewisser Art und Weise trennen, aber trotzdem stelle ich dann direkt Nachfolger in den verschiedenen Bereichen vor und sehe auch, dass das gut anläuft und gut funktioniert.

Alpar: Okay, am Tag nach deinem letzen Tag, also am quasi ersten Arbeitstag nach deinem letzten Tag, was wirst du machen?

Iven: Das weiß ich auch noch nicht so genau.

Alpar: Aber hast du eine Art Home Office oder hast du ein Office dir angemietet, wo du denn zumindest nicht zu Hause rum hockst, sondern dahin geht’s, dir strukturiert Gedanken um die Zukunft zu machen oder frönst du ausschließlich dem Golf-Hobby intensiver? Ich meine damit kann man jetzt auch nicht unbedingt seine Zeit füllen?

Iven: Also ich habe jetzt tatsächlich zu Hause einen Computer stehen (lacht) (Alpar: Ah und das war früher nicht so?) und einen Schreibtisch. Doch, doch, früher habe ich ihn sogar benutzt, aber den benutze ich eigentlich nur, wenn ich mal, weiß ich nicht, eine Reise buchen will oder kurz was bei Amazon kaufe oder so was. Aber zum Arbeiten benutze ich den im Moment nicht. Ich werde sicherlich vielleicht ein, zwei alte Projekte, ich habe ja früher vor Iven & Hillmann auch meine eigenen Projekte gemacht, mal wieder beleben. Die werde ich aber sicher nicht selber managen, sondern das werde ich wahrscheinlich hauptsächlich mit Kooperation lösen, dass es dann Firmen gibt, die ein Share davon bekommen und die Betreiber der Website dann sind. Aber ich denke die nächsten Monate werde ich

Alpar: Hast du noch viele ungenutzte Domains?

Iven: Ich habe noch eine Menge Domains. Ich habe aber auch in den letzten Jahren viele verkauft, weil ich die ja seit acht Jahren oder neun Jahren überhaupt nicht mehr bearbeitet habe.

Alpar: Okay, wie viele sind es noch? Ist das eher ein dreistelliger oder ein vierstelliger Bereich?

Iven: Nein, dreistellig.

Alpar: Okay okay. Auch nicht zweistellig, sondern schon dreistellig?

Iven: Ja, ja, aber das Schöne ist, dass die halt alle über zehn Jahre alt sind.

Alpar: Meinst du, es ist so wie ein Wein, dass der reift, wenn der unbeackert war?

Iven: Nein, so ganz unbeackert sind die nicht. Die sind zwar unbeackert, aber sie sind ja mit Inhalten gefüllt und teilweise auch User Generated Content , also da hat sich was getan.

Alpar: Okay. Die haben dann ganz viel Viagra links drauf zum Beispiel?

Iven: Nein, so was habe ich nie gemacht (lacht).No Born, Pillen und Poker.

Alpar: Nein, nein, aber gerade, wenn es User Generated ist, dann soll es irgendwie so automatisierte User geben, die da verschiedene Links oder Inhalte selbst hinterlegen.

Iven: Ja genau, also das ist

Alpar: Hast du geschafft, zu vermeiden?

Iven: Ja, genau.

Alpar: Okay, kannst du denn noch programmieren?

Iven: Also ich, programmieren wäre übertrieben. Ich kann

Alpar: Ein bisschen HTML?

Iven: Ja. Also ich kann HTML, ich kann CSS. Ich habe auch mal 200 Leuten Turbo Pascal in der Uni beigebracht, aber

Alpar: Okay, aber für PHP reicht es schon nicht mehr?

Iven: Für PHP reicht es schon nicht mehr.

Alpar: Okay, okay, das wird nichts mit dir als stand alone Programmierer?

Iven: Nein, Programmierer werde ich wohl nicht mehr werden.

Alpar: Oh Scheiße (lacht) . Lass mich mal was ganz anderes. Du hast mal erzählt, du das hättst dich ja so ein bisschen… Du machst ja ganz viele Internet-Sachen mit deinem Geld, was du sozusagen vom Verkauf der Agentur hast, aber du machst auch andere Sachen. Und ein Beispiel fand ich besonders lustig, das ist in Australien, wenn du das erzählen magst?

Iven: Ach so, ja, also klar, es sind nicht nur Internet-Investments, mit denen man Geld verdienen kann, wo man Spaß haben kann, sondern also das Beispiel, was ich dir vorhin kurz erzählt hatte, das war, ich hatte mich an der australischen Immobilie beteiligt im Jahr 2008 und das Schöne ist halt daran, dass du ein sehr guten, eine sehr gute Währungsentwicklung seitdem vom Austral-Dollar zum Euro gesehen hast, was damals relativ absehbar war. Das heißt, das Leverage dann halt so ein Immobilieninvestment noch mal durch einen Fremdwährungskurs, der in der Zeit 50 % gestiegen ist und der natürlich auch die Rendite über die nächsten Jahre dann gleich mit Leveraged. Also, dass gleichzeitig mehr laufendes Einkommen und auch mehr Exit-Erlös, wenn du nachher die Immobilie verkaufen willst.

Alpar: Warst du mal in Australien?

Iven: Nein, aber da will ich demnächst mal hin.

Alpar: Okay, um dir diese Immobilie anzuschauen?

Iven: Nein, das werde ich wahrscheinlich nicht machen (lacht) .

Alpar: Ach, warum das denn? Jetzt geh doch wenigstens mal hin und dann sagst du, hier, der Flügel ist mir.

Iven: Ja genau. Das ist in Canberra. Ich glaube Canberra wollte ich

Alpar: Ach, Canberra ist interessant, das ist ja die Hauptstadt. Die ist genau in der Mitte zwischen Melbourne und Sydney und ist super interessant, weil, die ist sehr, sehr symmetrisch. Also die ist wirklich komplett künstlich geplant und sieht echt ganz faszinierend aus. Kann ich zu raten, da mal hinzugehen.

Iven: Okay.

Alpar: Vielleicht überlegst du es dir?

Iven: I might do that. (lacht).

Alpar: Es ist wirklich nur zwei Stunden entfernt mit dem Auto. Da ist eh alles weit auseinander, also insofern (lacht)? Okay, und wie macht man sich ein Urteil, ob so was ein sinnreiches Investment ist oder nicht? Also ich hatte da ja tierisch Muffe irgendwie, dass mir jemand eins, irgendwie, mich übers Ohr zieht?

Iven: Ja, es ist natürlich auch so. Also gerade bei so geschlossenen Sachen kannst du natürlich, da gibt es viele Sachen, die nachher nicht so die Rendite abwerfen, wie das vorher prognostiziert war. Die sich nachher nicht so gut verkaufen. Da muss man schon ein bisschen selber mit einsteigen ins Thema und ich mache das halt relativ nebenbei, aber langfristig gucke ich mir eigentlich immer an, wo man gut investieren kann, was Sinn macht und wenn denn mal so eine gute Gelegenheit des Weges kommt, dann schaue ich auch mal ein bisschen tiefer rein. Was ich in dem Fall gemacht habe.

Alpar: Wie siehst du denn eigentlich diese Entwicklung mit Inkubatoren? Das ist ja irgendwie so ein neueres deutsches Phänomen. Also ich wüsste mir das nicht, ob und wie es das in anderen Ländern jetzt gibt. Quasi ich weiß, dass das irgendwie mal in Russland und hier und da jetzt mittlerweile gibt, aber meistens irgendwie von hier aus losgetreten. Das ist ja irgendwie, machst du die Sachen, die du auch im Start-up-Bereich machst, die Investments, sind die eher in diesem, quasi so inkubierte Start-ups oder eher klassisch, sage ich mal, gestartete?

Iven: Also im Moment ist es so, dass wir eigentlich alle Opportunitäten mitnehmen, wo wir eine gute Chance sehen, das Geld sinnvoll anzulegen. Das kann, insofern, wir haben keinen Inkubator, wobei das Wort natürlich auch total sich gedreht hat. Die Bedeutung des Wortes, das gab es ja 2000 und kurz davor auch schon mal

Alpar: Genau, aber da das doch auch so ähnlich angedacht?

Iven: Ja, damals hat es nicht so gut funktioniert.

Alpar: Das ist aber das, gut, aber das macht ja den Sinn des Wortes nicht anders. Ich sage mal, das ist eine Firmengebärmaschine oder irgendwie so was Ähnliches. Oder eine Firmen-mach-Maschine oder so was?

Iven: Ich glaube die Firmen werden inzwischen von anderen Leuten gemacht. Also damals waren es vielleicht eher größere Konzerne, die mit Geld versucht haben, den neuen Markt auch noch mitzunehmen. Und heute

Alpar: Aber vom Modell her, vom Konzept her, ist es doch das Gleiche, wie 2000?

Iven: Ja, ich war 2000

Alpar: Außer bis auf die Initiatoren, die sich verändert haben?

Iven: Genau. Die Initiatoren, das ist halt ein Corporate kann, meiner Meinung nach, keine Start-ups gut machen gut machen. Aber Einzelpersonen, die schon mal einen erfolgreichen Start-up gegründet oder vielleicht auch verkauft haben, haben eine deutlich höhere Wahrscheinlichkeit ein guter Inkubator in diesem Sinne zu sein.

Alpar: Gefühlt sind aktuell, welche Anteil der Start-ups, die so kommen, sind aus Inkubatoren? Wie viele sind wirklich von Null so, also quasi so klassisch, sage ich mal, gestartet?

Iven: Also ich glaube in Deutschland ist es schon noch so, dass die meisten klassisch starten, mit Gründern, die das erste Geld rein geben, mit einer ersten Runde, wo dann vielleicht eine halbe oder 1 Millionen reingeholt wird und dann, wenn es gut funktioniert, kommt dann später noch mehr Geld rein, wenn es nötig ist. Klar, man sieht das, Ansätze bei den Samwers, bei Team Europe, wo erfolgreiche Unternehmen hochgezogen werden. Da entsteht jetzt auch eine gewisse Infrastruktur, die man natürlich auch für zukünftige Gründungen nutzen kann. Aber ich glaube das sind in Deutschland noch relativ alleinstehend im Moment von der Größe her und vom Umfang.

Alpar: Meinst du, das kann überhaupt, wo anders klappen angesichts der Kosten in anderen Städten?

Iven: Also du meinst innerhalb von Deutschland?

Alpar: Das, was passiert, passiert ja fast alles in Berlin?

Iven: Ja, das ist auch sehr sympathisch, (lacht) dass das in Berlin funktioniert.

Alpar: Für dich persönlich das jetzt, wo du nicht soweit reisen musst?

Iven: Ja, der Grund, warum ich nach Berlin gekommen bin, ist ja halt auch der, dass die sich sehr gut als Gründerstadt eignet und Gründerhauptstadt ist, das mit Sicherheit. Berlin war es auch früher schon, dann wird es auch bleiben.

Alpar: Du bist ja schon eine Weile hier. Wie hat es sich denn entwickelt, Berlin, für dich gefühlt? Das muss ja für dich, sieben Jahre, glaube ich, bist du hier?

Iven: Ja, neun Jahre bin ich jetzt da.

Alpar: Neun Jahre, okay, das müsste sich ja quasi der vertausendfacht haben, die Anzahl der Internet-Leute hier in Berlin?

Iven: Ja, das Lustige ist, glaube ich, kurz bevor ich hierin gekommen bin – ich bin 2002 nach Berlin gekommen – da gab es, glaube ich, schon mal ziemlich viele Internet-Leute. Die waren aber gerade dann auch wieder verschwunden bzw. suchten gerade neue Beschäftigung, sodass ich diese Zeit eigentlich nicht in Berlin mitbekommen habe. Ich war aber ´99 in Kalifornien und habe da ein halbes Jahr studiert und habe es da eigentlich eher mitbekommen, so diesen Internet-Hype, und als ich dann so weit war, in Deutschland dann auf diese Spuren zu gehen, gab es den leider in Deutschland nicht mehr. In den USA wahrscheinlich auch nicht. Jetzt kann ich halt wirklich sagen, seit, ja, insbesondere die letzten drei Jahre, vier Jahre, ist es schon jedes Jahr mehr geworden. Also gerade

Alpar: Glaubst du, es ist zu viel? Glaubst du, das geht noch weiter so, die nächsten drei, vier Jahre?

Iven: Die nächsten drei, vier Jahre ist immer schwer zu sagen. Aber die nächste Zeit wird es sichtlich so weitergehen, da sehe ich jetzt eigentlich keine Trendwende. Also ich denke sogar/

Alpar: Warum? Weil eh schon viele Leute hier sind oder, weil es hier günstiger ist? Oder was ist der Grund?

Iven: Ja, das ist auch wieder so ein Infrastruktur-Ding. Du findest halt hier relativ gut Leute im Start-up-Umfeld.

Alpar: Aber jeder möchte doch aktuell irgendwie Programmierer haben in Berlin und, also das ist jetzt auch schon eine knappe Ressource. Oder CTO in Berlin, ich meine

Iven: CTO, also der technische Bereich

Alpar: Da gibt es mehr offene Stellen als Leute?

Iven: Genau, auch der Online-Marketing-Bereich ist relativ gefragt, klar, aber wenn du ein Netzwerk hast, dann findest du deine Leute. Wenn du schon was mit den Leuten bei anderen Start-ups zu tun gehabt hast. Weißt, dass die Start-ups da gerade vielleicht geschlossen werden oder Personal abbauen, dann, je mehr Kontakte man da hat, desto flexibler kann man natürlich auch dann Leute akquirieren.

Alpar: Okay. Worüber informierst du dich denn? Wie kommst du denn irgendwie jetzt, du hast gesagt, du guckst dir Investment und alles Mögliche an. Was machst du da, um dir sozusagen eine Meinung zu bilden? Ich würde immer denken, so als Agentur-Chef hat man irgendwie tierisch viel zu tun. Keine Chance irgendwie eine Zeitung oder Zeitschrift oder Radio oder Fernsehen irgendwie, weil man den ganzen Tag irgendwie Kunden glücklich machen muss? Oder ist das ganz anders?

Iven: Ja klar ist das grundsätzlich so. Ich wusste ja jetzt schon einige Monate, dass ich denn bald aus dem Unternehmen ausscheiden würde, insofern habe ich jetzt schon sehr viele Dinge übergeben und daraus entsteht natürlich infolge mehr Zeit, die man hat, um sich um solche Dinge zu kümmern.

Alpar: Das heißt, dein Bedürfnis sozusagen dir über Geldanlage und solche Themen Gedanken zu machen, kommt natürlich auch erst durch den Verkauf so richtig?

Iven: Nein. Das habe ich eigentlich immer schon gehabt. Ich bin ja auch gelernter Banker, insofern war da ein Grundinteresse immer schon vorhanden. Das war so, damals diese Wall-Street-Generation, die das im Fernsehen gesehen hat. Die einen wollten nach “Top Gun” Kampfpiloten werden, die anderen wollten Broker werden (lacht). Ich war dann nachher bei den Brokern dabei.

Alpar: (lacht) Das wird das Zitat sein (unv.) (lacht).

Iven: Und, ja, insofern habe ich mich immer für Geldanlagen interessiert, das ist natürlich schön, wenn man das Hobby dann halt auch in größeren Umfang (Alpar: Ausüben kann (lacht)?) genau (lacht).

Alpar: So wie Golf jetzt demnächst?

Iven: Genau, Golf ist auch eines meiner Hobbys. Da habe ich vor über zehn Jahren angefangen mit so einem Schnupperkurs. Platzreife habe ich auch seit vielen Jahren. Ich habe natürlich nie Zeit gehabt. Als viel beschäftigter Agenturchef kommst du einfach nicht auf den Golfplatz, obwohl es dem Klischee entsprechen würde und, ja, ich denke, das wird einer der Vorteile sein, jetzt mal keinen Plan zu haben, dass ich wirklich dann auch mal während der Woche Golf spielen kann.

Alpar: Super, vielen Dank fürs Interview.

Iven: Ja gerne, vielen Dank.




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